Landschaft
Aquarell und Text / Tryptichon
Gerd Wunderer
Gerd Wunderer
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Landschaft Der Himmel ist blau, es ist klares Wetter, am Horizont erheben sich die Alpen aus der Ebene. Sie kommen naeher, eine große, hohe blauschwarze Wand. Je naeher die Wand kommt umso mehr zeichnen sich Seitentaeler ab. Mit einem Mal jagen die Bergruecken links und rechts am Kabinenfenster vorbei. Wie er seitlich nach rechts schwenkt signalisiert ihm sein Bordradar den Erfassungstrahl einer feindlichen Raketenstation unten in den Bergen. Kurzentschlossen fliegt er einen Looping, und feuert eine Luft/Bodenrakete ab. Er sieht wie die Bodenstation in einem roten Feuerball explodiert. Ziel bekämpft - Roger. Er rast im Tiefflug weiter zum Talgrund, erkennt eine Panzerstellung, Feuer, wieder eine Explosion. Die Addition zeigt noch vier unerkannte Ziele. Er zieht die Maschine steil nach oben, der Talgrund fliegt nach unten weg, er erkennt nur noch das Blau des Himmels. Die Maschine kippt nach rechts weg und steuert mit ihrer todbringenden Last wieder auf das Tal zu. Er hat einen feindlichen Verband von Helikoptern im Visier, wieder feuert er, wieder ein großer Feuerball nach dem Anderen. Die Aufträge sind erfüllt, er kehrt zur Base zurück. Game over, von 117 Zielen, 117 bekaempft, eine exzellente Leistung. Der Bildschirm schaltet auf erneute Startposition. Den Krieg noch in seinem Kopf, hebt er seinen Blick wie in Trance über den Bildschirmrand, weg von der Bildflaeche des Laptops. Vor ihm baut sich eine grossartige Gebirgslandschaft auf, verschiedenste Formen, seit Jahrmillionen weitgehend unveraendert und fast unberuehrt. Scheinbar chaotisch ohne erkennbarem Sinn. Sein Auge gleitet gedankenversunken die Huegelkette entlang, sieht die unterschiedlichen Farben und Formen. Er erkennt die letzten Schneereste des vergangenen Winters auf den Felsen, die gruenen Wiesen und die dunklen Wälder. Wenn er konzentriert blickt erkennt er auf der anderen Seite des Tales sogar einzelne Baeume. Mit einem Mal veraendert er seine Wahrnehmung - die eine Bergspitze dort sieht aus wie ein Fuß. Das Auge und sein Geist beginnen weiter zu suchen, ordnen Gesehenes mit Bekanntem. Sein Inneres gibt dem Aeusseren Sinn, neue Gestalt. Langsam verfolgt er den Fuß gleitet einen Bergruecken entlang der sich wie ein Schienbein hinzieht. Dann einige flach hingezogene Bergruecken und eine kleine rundliche Erhebung wie eine weibliche Brust. Ein kurzer bizarrer Taleinschnitt und ein steiler Anstieg, wie Schulter und Hals, ein Kinn, Nase und der flach abfallende Bergwald, der wie langes dunkles Haar herabgleitet. Er laesst den Blick weiter kreisen, sieht das wallende dunkle Haar, das wie die Matten der Gebirgshaenge verschieden gekraeuselt, fast chaotisch, schoen gewellt bis zur Stirne wallt. Die Stirn, ein kleines Hochplateau, von der abwaerts wieder in einem elegantem Schwung die Nase hervortritt, wie eine Erhebung in den Bergen. Von dort gleitet sein Blick die sanften Haenge ihrer samtig seidigen Haut entlang, haelt kurz auf der leichten Erhebung ihrer Brueste inne, betrachtet die wie roetlicher Marmor schimmernden Brustwarzen und gleitet wieder hinunter, bis zu einem kleiner Huegel, bewachsen wie ein kleines Latschenfeld, auf dem sich die Schamhaare woelben. Dann nimmt er die sanften Formen, die Senken und Anhoehen, ihrer schoen geformten Beine und Fuesse wahr, ohne eigentlich Notiz von ihr und seiner Umwelt zu nehmen. Er verkennt ihre - und der Landschaft Schoenheit. Ohne vom Frieden der Landschaft etwas aufzunehmen, wendet er sich teilnahmslos wieder seinem Laptop zu. Der Bildschirmschutz praesentiert ihm eine Vielzahl von sich bewegenden Bildformationen. Und er versinkt wieder in seine virtuelle Welt. The next game! Er hebt die Maschine vom Boden ab, der Himmel ist blau, es ist klares Wetter, am Horizont erheben sich die Alpen aus der Ebene. Gerd J. Wunderer