Muttermilchsammelstelle
Installation

Ulrich Lang
Ulrich Lang
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„Muttermilchsammelstelle“: das technokratische Unwort ist dem Handbuch der nationalsozialistischen Menschenzucht entnommen. „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ lautete der Titel der Anleitung zur Säuglings- und Kinderpflege von Dr. Johanna Haarer, 1936. Bis in die späten 1960er Jahre wurde die gesunde, artgerechte Ernährung gepriesen, verbunden mit dem Hinweis, die liebevolle Fürsorge und zärtliche Zuwendung um Gottes und des Führers Willen nicht zu übertreiben. Der kindliche Kleinmensch gerate sonst zu weich, dem Körpereinsatz in Leben, Dienst und kriegerischem Sterben nicht gewachsen.
Gut gekühlte Mutterliebe nährt bis heute den eingangs erwähnten Berufsstand der Seelenheilkunde; Frauenmilch, wie das Nahrungsgut heute heißt, erfreut sich ebenfalls weiterer Beliebtheit. Ein intimer, illegaler und unregulierter Markt von Milchkleinmengen tut sich auf, Mütter spenden still und stillend, Forscher forschen, letztere lüstern und begierig, vermuten sie doch embryonale Stammzellen im Substrat mit gewaltigem wirtschaftlichen Potential im Life-Style-, Health Care- und Wellness-Business.