11.06.2012
Senfpulver und Farbstoff
Zum Heulen, dieser Wasabi
Von Tom König/SPIEGEL-Online

Was macht der Mann da bloß? Als ich den Kellner um ein wenig Wasabi zu meinem Sushi gebeten habe, schwebte mir ein Klecks dieser giftgrünen Paste vor. Aber nun steht er mit einer seltsam aussehenden Reibe vor meinem Tisch und zerraspelt eine schwärzliche Knolle.
"Was ist das?", fragte ich.
"Frisch geriebener Wasabi", erwidert der Kellner.
Ich probiere. Die Raspeln schmecken völlig anders als jenes Wasabi, das ich aus anderen Sushi-Restaurants kenne. Ihre Schärfe ist subtiler, wird von einem süßlichem Unterton und dem Geruch ätherischer Öle begleitet. Und froschgrün ist sie auch nicht, eher mintfarben.
"Schmeckt ganz anders als der Wasabi, den es sonst immer gibt", sage ich.
Der Ober antwortet nicht, sondern lächelt nur. Vermutlich erscheint ihm die Wahrheit zu unhöflich, um sie auszusprechen. Sie lautet nämlich, dass ich jahrelang gar keinen Wasabi gegessen habe.
Sondern Chemiepampe.
Denn was uns gemeinhin als Wasabi vorgesetzt wird, ist in Wirklichkeit eine Mischung aus (europäischem) Meerrettichpulver, Maisstärke, den Farbstoffen Brillantblau (E133), Zitronengelb (E102) sowie Senfpulver. Kein Wunder also, dass einen der Geschmack ein bisschen an "Löwen extrascharf" erinnert.
Dass im Wasabi gar kein Wasabi ist, hat zwei Gründe: Frisch geriebenes eutrema japonica hält sich höchstens eine halbe Stunde. Und es ist teuer, gewissermaßen der Trüffel Japans: Der Kilopreis für eine Wasabiwurzel liegt bei über 200 Euro.
Jahrelange Falschkennzeichnung
Das Resultat ist ein umfassendes Täuschungsmanöver - ein Paradebeispiel dafür, was in Lebensmittelrecht und Lebensmittelkennzeichnung schief läuft. Denn eigentlich gilt: Wo Wasabi draufsteht, müsste auch Wasabi drin sein. Wenn es sich stattdessen um grün gefärbtes Senfpulver handelt, wäre das auf der Speisekarte oder der Packung zu vermerken.
Man dürfte die Pampe nicht Wasabi nennen, sondern nur "Senfpaste nach Wasabi-Art" oder "Wasabi-Ersatz". Zu einer korrekten Kennzeichnung gehörte in vielen Fällen zudem ein Warnhinweis - wegen des gelben Farbstoffs. Der Kunstwasabi aus dem Asiashop enthält nämlich oft Tartrazin. Dieser Azofarbstoff war in Deutschland zwischenzeitlich sogar verboten, weil er Allergien verursacht.
Ein Sushikoch erzählt mir, den Restaurantwasabi kaufe man in der Regel in großen Tüten. Vor dem Servieren werde er mit Leitungswasser verrührt. "Reine Chemie ist das", gesteht er.
Dem Kunden erklärt das kaum jemand. Ich habe in den vergangenen Monaten darauf geachtet und keine einzige Gaststätte gefunden, die eine korrekte Kennzeichnung verwendete.
Im Supermarkt sieht es kaum besser aus. Dank des kulinarischen Siegeszugs von Sushi gibt es inzwischen Wasabi-Chips, Wasabi-Knuspererbsen und Wasabi-Paste aus der Tube. Beispiele sind "Khao Shong Grüne Erbsen mit Wasabi" oder "Bamboo Garden Wasabi Paste". Gemein ist diesen Produkten, dass sie kein oder wenig Wasabi (in der Regel unter zwei Prozent) enthalten.
Wer schützt einen vor so etwas?
Eigentlich hoffte man als Verbraucher, es gäbe eine staatliche Stelle, die einen vor dererlei Fantasiebezeichnungen schützt. Diese Stelle gibt es aber anscheinend nicht, oder sie liegt im Wachkoma.
Der einzige dokumentierte Fall, in dem der Anbieter eines Pseudowasabi-Produkts rechtlich belangt wurde: 2009 untersagte Landgericht München II dem Hersteller Kattus, einen Snack als "Wasabierbsen" zu bezeichnen, da dieser kein einziges Gramm Wasabi enthielt.

Angestrengt worden war die Klage nicht etwa durch eine staatliche Aufsichtsbehörde - sondern durch den Bundesverband der Verbraucherzentralen. Kattus scheiterte damals mit der interessanten Gegenargumentation, die meisten Kunden wüssten ja gar nicht, was Wasabi sei - ergo könne auch keine Täuschung vorliegen.

Genutzt hat es nichts. Was uns als Wasabi verkauft wird, ist oft immer noch eine zweifelhafte Pulverpaste, die nur wenig mit dem Original zu tun hat. Selbst der gerichtlich abgemeierte Hersteller Kattus macht weiter wie bisher. Seine Tochterfirma Bamboo Garden offeriert "Wasabi-Paste" aus der Tube. Deren Wasabigehalt liegt bei einem Prozent. Auf die Frage, wie sich das mit der Kennzeichnungspflicht vereinbaren lässt, teilt Kattus wacker mit, "dass es sich bei unserem Produkt nicht um Wasabi-Ersatz handelt".
Das ist unsere Lebensmittelbranche. Man könnte Rotz und Wasser heulen, ganz ohne Wasabi-Überdosis.


09.02.2012; HA, Carina Braun
Tote Pappeln bringen Rahlstedter auf die Palme 
Gleich am Anfang kochen die Gefühle hoch. "Immer werden wir in Rahlstedt vernachlässigt!", beschwert sich einer. "Im Volksdorfer Wald sieht das ganz anders aus." Um die 40 Menschen sind an diesem Tag zum kleinen Wäldchen am Wehlbrook gekommen, das auch als Rahlstedter Gehölz bekannt ist. Knapp 13 Hektar Grün mitten im Ort - ein perfektes Naherholungsgebiet. Das meinen zumindest viele Anwohner. Förster Johannes Noffke sieht das anders. "Ein Stück gedankliches Naturschutzgebiet", sagt er.

Am Wald in Rahlstedt scheiden sich die Geister. Verwahrlost sei er, schimpfen die Anwohner. Wunderschön sei er, einem Gemälde Caspar David Friedrichs gleich, sagt Noffke. Man könne ja kaum noch spazieren gehen, sagen die Anwohner. Das sei ein Wald und schließlich kein Park, sagt Noffke. Die buchstäblichen Wurzeln des Ärgernisses: Äste und Baumstämme liegen kreuz und quer über den Waldboden verteilt. Abfall, sagen die Anwohner. "Wunderschönes Totholz", sagt Förster Noffke. … weiter

Neue Künstleridentität
Donnerstag 28. April 2011 um 11:27 Uhr
ich habe meinen Namen auf "FrienPho" geändert.
Joe-C gefiel meiner Frau nie und deshalb suchte ich schon lange nach etwas besserem.
der neue Name kommt von einem Freund Namens Jeffrey, er nannte mich gegenüber seinem Sohn den "Friendly Photograph" und daraus habe ich dann meine neue Künstleridentität gemacht.
Ab jetzt also "FrienPho" der friendly Photograph.

… Jeder Student entwickelt eine fiktive Künstleridentität und definiert deren Kunstauffassung, deren Portfolio, deren Idee vom Leben und deren verhältnis zu Architktur und Raum. Durch die Augen der eigens geschaffenen Künstleridentität wird ein neuer, präziser Blick möglich. …

Vermietung von naturidentischen Kunst- und Seidenpflanzen:
Wir vermieten Ihnen für Ihre Messe hochwertige Kunst- und Seidenpflanzen von 06 cm bis 3,50 m. An- und Ablieferung incl., für Sie keine Arbeit und vor allem keine Lagerung. Sprechen Sie uns an, gerne unterbreiten wir Ihnen ein Angebot.

Laserlicht macht blauäugig
Wer lieber blaue statt braune Augen hätte, dem verspricht US-Forscher Gregg Homer Hilfe. Der Biologe von der Firma Stroma in Laguna Beach hat einen Laser entwickelt, der braune Augen dauerhaft blau werden lässt. Die Strahlen entfernen Melanin, den Stoff, der die Iris dunkel färbt. Die Pigmentzellen absorbieren die Energie des gebündelten Lichts, gehen dabei zugrunde und werden innerhalb von drei Wochen unwiederbringlich abgebaut. Zurück bleibt eine blaue Iris. Bislang galt die Augenfarbe als unveränderbar. Homer hat sein Verfahren bisher an 17 Menschen in Mexiko getestet. Die Behandlung dauere nur 20 Sekunden, es habe keine Probleme gegeben. Experten zweifeln allerdings an dem Verfahren. Sie fürchten, dass der Eingriff das Sehvermögen mindert und zu Doppelbildern oder Lichtempfindlichkeit führen könnte. Trotzdem will Homer in den kommenden 18 Monaten alle Sicherheitstests absolvieren und die Methode in Europa und den USA auf den Markt bringen. Geräte, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren, werden bereits seit vielen Jahren zum Entfernen von Hautflecken und Sommersprossen benutzt. Potentielle Kunden dieser neuen Art von Schönheitschirurgie gibt es genug: Rund 90 Prozent aller Menschen haben braune Augen.
Der Spiegel, 14.11.2011

Clean Labelling
Viele Lebensmittel kommen ohne Aromen und Zusatzstoffe aus - wenn man den Angaben auf den Etiketten Glauben schenkt. Das ist nicht die ganze Wahrheit.
Carsten Bindslev-Jensen kannte die Patientin schon länger. So angeschlagen wie an dem Tag, als sie mit der Backmischung zu ihm kam, hatte er sie allerdings selten gesehen.
Bindslev-Jensen leitet das Allergiezentrum der Uni-Klinik im dänischen Odense. Die Verpackung des Kuchenpulvers sah unverdächtig aus. Das Produkt enthalte Weizenmehl, stand da, aber mit Weizen hatte die Frau eigentlich keine Schwierigkeiten.
Was nicht auf der Verpackung stand, fand der dänische Allergologe erst heraus, als er seine Patientin erneut probieren ließ. Sie musste sich übergeben und bekam Durchfall, woraufhin er das Weizenmehl vom Kuchenhersteller über den holländischen Händler bis zu einem belgischen Zusatzstoff-Produzenten zurückverfolgte. "Das war Detektivarbeit", sagt Bindslev-Jensen, "wir sind wochenlang hingehalten worden."
Das vermeintlich harmlose Weizenmehl entpuppte sich als ein chemisch verändertes Weizenprotein. Die dänische Patientin war nicht die Einzige, die auf dieses Wunderprodukt aus dem Topf der Lebensmitteltechniker allergisch reagierte.
Hersteller und Händler beeilten sich zwar, betroffene Produkte aus den Regalen zu entfernen, rechtlich jedoch schienen sie auf der sicheren Seite: Sie hatten einen unbedenklichen Oberbegriff gewählt - hinter dem sich allerdings ein bedenklicher Inhaltsstoff verbarg.
Clean Labelling heißt diese Kosmetik im Branchenjargon, das Etikett soll sauber sein - auch wenn das oft nur Schein ist. Besonders beliebt sind "Hergestellt ohne"-Häkchenlisten: Mit ihnen wollen die Hersteller beweisen, dass sie ohne den Chemiebaukasten aus E-Nummern, künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern auskommen.
Die steigende Nachfrage nach naturnahen Lebensmitteln zwingt selbst die Produzenten der billigen Handelsmarken, ihre Rezeptur Richtung Natur zu verändern. Deutschlands zweitgrößter Einzelhändler Rewe versucht, saubere Etiketten inzwischen sogar in Lieferverträgen durchzusetzen. Dennoch bleibt es oft ein Rätsel, was wirklich drinsteckt in Fertigpizzen, Tütensuppen und Mikrowellengerichten.
"Die Hersteller entwickeln ständig neue Tricks, um Kosten zu sparen", sagt Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale. Die letzte Etiketten-Erhebung der Verbraucherschützer ergab, dass 92 Prozent der Produkte mit dem Label "ohne Geschmacksverstärker" dennoch den geschmacksverstärkenden Hefeextrakt enthielten.
Getarnt wird auch die Duftnote: Wo "Ohne künstliches Aroma" draufstand, war in 71 Prozent der Testprodukte doch Aroma drin - allerdings eines, das laut Gesetz nicht als künstlich gilt. Im Labor hergestellt wird es dennoch. Entsprechende Forschung finanziert das Bundeswirtschaftsministerium mit Millionenbeträgen: Wie man aus Speisepilzen Röstaromen und Ananas-Noten gewinnt, war dem Ministerium in den vergangenen drei Jahren allein 513 450 Euro an Zuschüssen wert.
Eine Projektbeschreibung verrät leicht verklausuliert den Mehrwert dieser Forschung: Besonders interessant für die Industrie sei der "deklaratorische Status" für den "gesundheitsorientierten Verbraucher". Da Pilze Natur sind, kann dem Kunden nämlich vorgegaukelt werden, dass Geschmack hier "ohne künstliches Aroma" erzeugt wurde.
Das industriefreundliche Lebensmittelrecht hilft auch bei der Tarnung von Konservierungsstoffen. Wird etwa die haltbarkeitverlängernde Essigsäure als Säurungsmittel bezeichnet, ist man schon auf der sauberen Seite - und kann "ohne Konservierungsstoffe" aufs Etikett schreiben.
Der Trend zur Nahrungsmittel-Natürlichkeit hat den Markt für Zusatzstoffe in Bewegung gebracht. So beteiligte sich der Finanzinvestor KKR am Heidelberger Mittelständler Wild, einem der größten Hersteller natürlicher Aromen. BASF zahlte über drei Milliarden Euro für den Chemiekonzern Cognis, der über eine für die Ludwigshafener attraktive Zusatzstoffsparte verfügt.
In dem von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner eingeführten Internetportal "Lebensmittelklarheit" häufen sich inzwischen Beschwerden über Irreführungen. "Clean Label ist legale Täuschung", sagt der Lebensmittelchemiker und Buchautor Udo Pollmer. Statt Zusatzstoffe verwende die Industrie nun Zusatzstoff-Imitate, sogenannte funktionale Additive.
Ein wichtiger Lieferant dieser Additive sei Milch. "Die wird in ihre Bestandteile zerlegt, und dann wird ein wenig dran rumgespielt, und plötzlich halten Sie da ein Verdickungsmittel, hier einen Emulgator und da einen Stabilisator in der Hand - und alles läuft als scheinbar unverdächtiges ,Milcherzeugnis'."
Wie dieses Versteckspiel etwa Allergikern bekomme, wisse keiner. Es sei ein "Trial and Error", so Pollmer. "Wobei den Trial der Hersteller hat und den Error der Kunde."
Von Nils Klawitter, Der Spiegel, 14.11.2011

Naturidentische Hormone:
Diese naturidentischen Hormone entsprechen in ihrer Struktur exakt den Hormonen, die auch im menschlichen Körper produziert werden. Sie werden in der Regel aus der wilden Yams – Wurzel gewonnen oder auch chemisch nachgebaut.
Die Therapie mit diesen naturidentischen Hormonen kann sehr schonend erfolgen, da diese naturidentischen Hormone vom Körper nicht als fremd erkannt werden und sich so in die Stoffwechselvorgänge einfügen.
Naturidentische Hormone werden heute von vielen Anbietern auf den Markt gebracht, sollten jedoch, wie jede Hormontherapie, durch einen Arzt begleitet werden.
… Der Grundgedanke ist der, das ein naturidentisches Hormon gegeben wird, das dann je nach Bedarf in andere umgewandelt werden kann.
Der Ansatz ist ebenso interessant wie erfolgreich, sollte aber immer ärztlich kontrolliert durchgeführt werden.
Das Vorgehen ist denkbar einfach: nach einem Vorgespräch und der körperlichen Untersuchung wird zunächst der aktuelle Hormonstatus bestimmt.
Dann wird Ihnen ein Rezept ausgehändigt, das Sie an eine Apotheke in Frankfurt am Main senden. Diese Apotheke beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Herstellung individueller Arzneimischungen und hat einfach einen logistischen Vorteil gegenüber anderen. Die verschriebene Menge reicht für 3 Monate.
Nach sechs bis acht Wochen melden Sie sich gemäß der Rimkus – Methode erneut zu einer Blutentnahme. Nach dieser zweiten Bestimmung des Hormonstatus kann dann entschieden werden, welche Konzentration gewählt werden muss, um Sie optimal einzustellen.
Das ist die ganze Kunst:
Individualisierte Hormontherapie mit naturidentischen Hormonen…
• Telefonische Rückfragen können aus organisatorischen Gründen nur mittwochs und donnerstags in der Zeit zwischen 12 Uhr und 12.45 Uhr beantwortet werden.…

Naturalismus:
Ende des 19. Jahrhunderts kam in der Stil des Naturalismus auf. Die Künstler hatten dafür ein neues Motto: “Zurück zur Natur”. Das Prinzip hat viele Parallelen mit der Epoche des Realismus.
Das Grundprinzip lag in der neuen Darstellung der Natur. Sie nicht nach klassischen Prinzipien mehr gemalt werden, wie es zu jener Zeit an den Kunstakademien üblich war. Das neue Bild der Natur sollte frei von Idealen und romantischen Stimmungen sein. So setzten sich die Naturalisten das Ziel die Natur so zu malen wie sie ist.
Möglich wurde für sie diese Vision erst durch die Zinkfarbtuben. So konnten die Künstler ihre zuvor gemischten Farben ohne weiteres mit in die freie Natur nehmen. Besonders Vertreter der Schule von Barbizon arbeiteten in diesem Stil
Besondere Merkmale des Malstils waren die verschiedenen Perspektiven und die Darstellung von Licht und Schatten. Die Künstler erhoben einen hohen Anspruch auf die farbliche sowie anatomische Richtigkeit und forderten ausreichend scharfe Abbildung der Motive.
Das bekannteste Bild aus dieser Epoche stammt von einem Vertreter dieser Schule. Jean Baptiste Camille Corot malte das bekannte Bild “Die Ährenleserinnen”. Es zeigt ein paar Frauen bei der Ernte und ihrem alltäglichen Leben, was damals als Motiv sehr unüblich war.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Bildern niedere soziale Schichten der Gesellschaft ausgespart. Doch das Ziel der Künstler war klar: Das Hässliche, Unterprivilegierte und auch das Hässliche in der Welt sollte durch sie einen Platz in der Kunstwelt bekommen.
Quelle: www.kunst-wissen.de

Gefährliche Brustimplantate – deutsche Behörden alarmiert
24.12.2011, 06:42 Uhr
Die französische Regierung rät 30.000 betroffenen Frauen, sich die Silikonkissen entfernen zu lassen. Deutsche Experten warnen vor Panik.
PARIS/BONN. Die 37-jährige Linda aus Paris will nicht "mit zwei Bomben in der Brust" herumlaufen. Eine junge Krankenschwester aus Straßburg "wacht jede Nacht auf und befühlt ihren Busen", aus Sorge, es könnte etwas Gefährliches geschehen sein. Die beiden Frauen sind keine Einzelfälle: Insgesamt 30.000 Frauen in Frankreich tragen Silikonkissen des Herstellers Poly Implant Prothesis (PIP) in der Brust. Die Implantate stehen im Verdacht, schneller als andere Modelle zu platzen - und möglicherweise Krebs auszulösen. Mindestens acht Frauen mit solchen Implantaten sind in Frankreich inzwischen an Krebs erkrankt, zwei weitere sollen bereits daran gestorben sein. Am Freitag hat das französische Gesundheitsministerium allen betroffenen Frauen empfohlen, sich die Implantate herausoperieren zu lassen.
SZ-online

Die Atom-Gärtner
Von Hanno Charisius
Lange Zeit züchteten Forscher neue Pflanzensorten mit Hilfe radioaktiver Strahlung. Sie wollten Pflanzen schaffen, die robuster waren und mehr Ertrag brachten. Die Nachfahren dieser Mutanten essen wir heute noch.
Auf einem kleinen Acker tief im Bayerischen Wald vergrub Hans Steinhart einst Kartoffelknollen und säte Getreide. Was er erntete, waren Mutanten, genau wie er es erhofft hatte. Bevor er das Feld bestellte, war er zum Forschungsreaktor in Garching bei München gefahren und hatte das Saatgut in einer Tüte verpackt einige Minuten Das geschah Anfang der 1960er Jahre, als die Menschen noch an die friedliche Nutzung der Atomkraft glaubten. Steinhart, heute emeritierter Professor für Lebensmittelchemie der Universität Hamburg, war damals Werkstudent an der bayerischen Landesanstalt für Pflanzenbau. Die staatlichen Pflanzenzüchter nutzten radioaktive Strahlen, um Mutationen im Erbgut von Knollen und Körnern zu erzeugen. Sie wollten neue Pflanzen schaffen, die robuster waren und mehr Ertrag brachten. Und sie hatten Erfolg. Steinhart vermutet, dass noch heute manche Kartoffel- und Getreidesorten mutierte Gene aus den nuklearen Experimenten von damals enthalten.
Mutagenese nennen Züchter den Versuch, die Zahl von Erbgutveränderungen einer Pflanze künstlich hochzuschrauben. Genmutationen entstehen permanent und ohne menschliches Zutun in jedem Organismus. Die meisten werden umgehend von zelleigenen Reparaturmechanismen ausgebügelt. Die übrigen sind der Rohstoff der Evolution. Ohne Mutationen entstünden keine neuen Arten, und Lebewesen könnten sich nicht an neue Umweltbedingungen anpassen, sondern müssten zugrunde gehen.
Erzeugt man künstlich viele Mutationen, entstehen auch mehr neue Pflanzenarten, so die Idee der Mutagenese. Die Veränderungen lassen sich mit Chemikalien steigern oder eben mit ionisierenden Strahlen. Beides kann Genveränderungen auslösen. Die Nachfahren der behandelten Pflanzen sind dabei frei von Strahlung.
Als Steinhart mit seinen damaligen Chefs im Dienst-VW-Bus von München zu dem gepachteten Feld im Bayerischen Wald knatterte, war die Idee von der Strahlenmutagenese bereits 60 Jahre alt. 1901 spekulierte der niederländische Botaniker Hugo de Vries über künstliche Mutationen mit dem Ziel, neue und bessere Arten zu schaffen.
Sechs Jahre zuvor hatte Wilhelm Röntgen mit den nach ihm benannten Strahlen, das erste Werkzeug für diesen Zweck entdeckt. Aber es brauchte noch 27 Jahre bis der amerikanische Genetiker Lewis Stadler damit nachweislich die erste Pflanze mutierte. 1934 kam die erste Strahlenmutante auf den Markt - eine Tabaksorte aus den niederländischen Kolonien. Im selben Jahr schrieb der russische Botaniker Iwan Mitschurin in der Tageszeitung Prawda, dass er kein anderes Bedürfnis habe, als mit Hilfe der Strahlenenergie "die Erde zu erneuern". Er arbeitete unter anderem an frostsicheren Pfirsichen. Bald setzten auch die Nazis auf Mutanten. Dann fielen die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki.
1953 hatte sich die Welt noch nicht von den Bildern der Atomexplosionen erholt, als der US-Präsident Dwight Eisenhower seine Vision von der friedlichen Nutzung der Kernenergie vor den Vereinten Nationen vortrug. Unter dem Motto "Atoms for Peace" sollte die Kraft des Atoms bei der Energieerzeugung sowie im Kampf gegen Parasiten, gegen Krebs und gegen den Hunger helfen. Aus Eisenhowers Initiative erwuchs vier Jahre später die internationale Atomenergie-Behörde IAEA in Wien, die noch heute zusammen mit der Welternährungsorganisation FAO in der Sektion "Nukleartechnik in Ernährung und Landwirtschaft" ein Pflanzenzuchtprogramm betreibt. Die Blütezeit der sogenannten Atomgärten brach an.
Heute hätten Unternehmen es schwer, "nuklearen Reis" oder "atomar angereicherte Tomaten" zu verkaufen. Ende der 1950er Jahre waren das mancherorts Verkaufsschlager. Der Farmer C.J. Speas im US-Bundesstaat Tennessee baute mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden eine Bestrahlungskammer auf den Hof, die er am Wochenende gern Besuchern zeigte.
In ihrer Begeisterung für das Atom gründete die Autorin Muriel Howorth 1959 die "Atomic Garden Society", deren Mitglieder bestrahltes Saatgut pflanzten und systematisch protokollierten, was dabei herauskam. Nicht alles über Atomkraft und die "wundervollen Dinge, die man damit tun kann" zu verstehen, sei wie ein Leben im Mittelalter, schrieb sie. Howorth wollte Frauen "aus der Küche in das atomare Zeitalter führen".
In Illustrierten bewarben Züchter bestrahltes Saatgut. Der Anbieter Edmund Scientific etwa bot Pakete mit Saaten an, die zuvor bestrahlt worden waren. So konnte jeder Bürger in seinem Garten einen Eindruck davon bekommen, was zur selben Zeit in den großen Nuklearforschungszentren Amerikas, Europas und der Sowjetunion passierte. Dort versenkten die Ingenieure weitab von sonstigen Forschungseinrichtungen und Wohnhäusern radioaktive Kobaltquellen in Bleihüllen im Boden. Per Fernsteuerung konnten sie die Abschirmung der Strahlenquelle öffnen und die umliegenden Pflanzgärten bestrahlen.

Während sich Privatleute in ihren Gärten über bananenförmige Tomaten und andere Kuriositäten freuten, lösten die Wissenschaftler in den Kobalt-Plantagen allerdings Tod und Verheerung aus. Nur in den äußeren Beeten, weit entfernt von der Strahlenquelle, überlebten einige Pflanzen.
Bestrahlt wurde die gesamte Palette der wichtigsten Nahrungspflanzen. Auf den Markt gelangten unter anderem mutierter Reis, Weizen, Hafer, Raps, Mais, Soja, Erdnüsse, Bohnen viele Obst- und Gemüsesorten und Oliven. Die pilzresistente Pfefferminz-Sorte "Todd's Mitcham" ist ein Ergebnis der Zuchtversuche mit der Strahlenkanone. Nahezu die gesamte globale Pfefferminzölproduktion geht auf eine Mutante zurück. Auch die Grapefruitsorten "Star Ruby" und "Ruby Red", die heute oft in Bioläden verkauft werden, sind Nachfahren aus Atomgärten. Fast die gesamte in Europa eingebrachte Gerstenernte trägt eines von zwei Genen, die vor Jahrzehnten durch Strahlen verändert wurden und dafür sorgen, dass die Ähren auf kürzeren und stabileren Stängeln wachsen.
Mehr als 3000 per Strahlenmutation erzeugte Sorten seien seit der Gründung der IAEA auf den Markt gekommen, sagt Pierre Lagoda der die Abteilung für Pflanzenzucht und Genetik der Behörde leitet. Er schätzt die wirkliche Zahl weit höher, da Züchter ihre eigenen Strahlengewächse nicht eigens registrieren lassen müssen.
Anders als Gentechnik zählt die Mutationszüchtung zur klassischen Züchtung, die keinen strengen Zulassungsprotokollen folgen muss. Deshalb lässt sich heute auch nicht mehr nachvollziehen, welche Gene auf die nuklear beschleunigte Evolution zurückgehen. Interessante Gewächse aus den Versuchen im Bayerischen Wald verkauften Steinhart und seine Kollegen zum Beispiel einfach an Züchter in der Umgebung. Danach verliert sich die Spur der mutierten Gene in einigen neuen regionalen Sorten.
Die Atomgärtnerei ist seit den 1970er Jahren aus der Mode gekommen. Ein paar aktive Anlagen gibt es aber noch auf der Welt. Dazu zählt das Institut für Strahlenzucht in der japanischen Präfektur Ibaraki. Nach eigenen Angaben hat es mehr als 100 direkt nutzbare Pflanzenmutanten hervorgebracht und weitere 200, die über Kreuzungen mit anderen Sorten vermischt wurden.
Das Zeitalter der Strahlenzucht ist also noch nicht vorbei. Lagoda sieht sogar eine Renaissance dieser Methode. Heute findet sie aber überwiegend im Labor statt, wo Saatgut oder Pflanzenteile mit kleineren Bestrahlungsgeräten traktiert werden. "Wir schaffen nichts, was nicht auch in der Natur vorkommen könnte", sagt Lagoda. "Wir beschleunigen nur die natürliche Evolution."
Aus den IAEA-Labors bei Wien stammen Getreidesorten, die noch in 5000 Metern Höhe wachsen sowie einige salztolerante Pflanzen. Eines der momentan dringendsten Projekte ist die Zucht einer Weizensorte, die gegen den Pilz Ug99 resistent ist. Dieser Parasit breitet sich rasant in Afrika und im Mittleren Osten aus. Auch Auftragsarbeiten übernimmt das Institut. Im vergangenen Jahr ließ ein deutscher Züchter dort 1700 Proben von Zierpflanzen mit Strahlen behandeln.
Strahlenbeschuss kann Tausende Mutationen auslösen, auch in Genen, die man nicht verändern wollte. Per genetischem Ausleseverfahren können Züchter heute herausfinden, welches Gen nützliche und welches wahrscheinlich schädliche Veränderungen durch den Beschuss bekommen hat. Trotz dieser Modernisierung haben deutsche Züchter den Strahlen weitestgehend abgeschworen. Allenfalls Zierpflanzen bekommen gelegentlich ein paar Mikrosievert ab.
Etwa jede vierte durch Strahlen mutierte Sorte stammt aus China und aus chinesischen Raketen. Seit Menschen ins Weltall fliegen, nehmen sie gelegentlich Saatgut mit, auch wenn unklar ist, warum die kosmische Strahlung bessere Mutationen schaffen soll als irdisches Kobalt. Gleichwohl berichten chinesische Forscherteams von neuen Pflanzen, wie etwa einer Sojabohne, der das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nichts anhaben kann.
Unter Pflanzenzüchtern gilt heute die grüne Gentechnik als sinnvollere Methode, um neue Sorten zu entwickeln. Dabei werden gezielt einzelne Gene ein- oder ausgebaut. Für Hans-Jörg Jacobsen, Professor für Pflanzenbiotechnologie der Universität Hannover, sind die Nachteile der Atomgärten und Weltraumpflanzen klar: "Harte Strahlung verursacht in der Regel Mutationen, die zum Verlust von Genen führen."
Man solle sich vorstellen, einen beliebigen Chip aus seinem Laptop zu entfernen, sagt Jacobsen, "sehr unwahrscheinlich, dass er dadurch schneller wird, oder?" Auch Jens Lübeck vom norddeutschen Kartoffelzüchter Saka sieht die Bestrahlung kritisch: "So eine mutagenisierte Pflanze sieht erbärmlich aus. Es sind viele Rückkreuzungen nötig, um die unerwünschten Mutationen wieder zu entfernen."
Auch Hans Steinhart wundert sich, dass den Deutschen heute Pflanzen mit vielen unbekannten Mutationen lieber sind als Gewächse mit künstlich eingebauten Genen. "Wie würden die Menschen reagieren, wenn heute jemand unsere Experimente wiederholen würde?" Vermutlich ähnlich wie bei Versuchen mit Gentechnik: Dort werden nicht nur neue Gewächse geerntet, sondern auch Gewalt.

SZ/30.01.2012