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Peer Gynt
Installation
Wolfgang Scholz
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Wolfgang Scholz |
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Die berühmteste Küchenszene der Weltdramatik findet sich im Berliner Ensemble in einer Imbißstube statt. Currywurst laut Preistafel ein Euro achzig. Hier schält Peer Gynt seine große symbolische Zwiebel. Heimgekehrt, ein Leben voller Lügen, Betrug, Laster, Schweinereien und Selbstsucht hinter sich, zieht er Schale um Schale ab. Die eine steht für den Lügner und Geschichtenerzähler, die andere für den Brauträuber, die dritte für das Schwein Peer, das sich ins Reich der geschwänzten und und pissetrinkenden Trolle begab, um deren König zu werden, die vierte für den Goldgräber, für den Sklavenhändler, für den falschen Propheten unter Beduinen, für den Altertumsforscher Peer Gynt, der in einem ägyptischen Irrenhaus landete, die fünfte für den Peer Gynt, der auf der Heimreise nach Norwegen im Sturm eine Schiffskoch vom Rettungsboot in den Tod stieß, um selbst zu überleben - und am Ende ist im Kern der Zwiebel: nichts. Noch jede Peer Gynt-Inszenierung erhebt hier den Zeigefinger: Das Ich - eine Nullstelle.
Hier ist es eine zeigfingerlose Lachstelle.
gerhard stadelmeier in der FAZ vom 10.04.2004 über eine Peer Gynt-Inszenierung von Peter Zadek. |
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