Haben Sie „Den Grafen von Monte Christo“ oder die „Göttliche Komödie“ gelesen?
Wenn nicht – beide, das wird Sie nicht überraschen, beide kommen ohne Schalter aus.
Schalter kommen erst ab dem 15. Jahrhundert in Mode. Trotz der schon bestehenden Schaltjahre und Schalttage, die nicht nur der Gregorianische Kalender benötigte.
Seit der Zeit, man schob die Dinge, die Schalter noch hin und her, kommt kaum ein moderner Roman mehr ohne Schalter aus – stellen Sie sich nur mal „Frankenstein“ oder „Billy The Kid“ ohne Schalter vor.
Die Nibelungensage – ca. 500 nC. kann es sich leisten vollständig auf Schalter zu verzichten – aber nicht auf das, durch das Gegenstück sprichwörtlich bekannte „walthen“. Der treue „Walthari“, schob schon einstmals Dinge hin und her.
Somit waren denn auch die ersten Schalter eher Schieber. Häufig zur Wasserregulierung später dann Elektroregler. Energieregelung also.
„Schalten und Walten“ stand und steht synonym für Macht. Und Macht hat der, der die Energie in Händen hält.
Wer die Hände am Schalter hat, der hat den starken Arm, der Räder stillstehen lassen kann, so war das.
Im Zeitalter der totalen Datenvernetzung ist ein Schalter (fast) hinfällig. Noch wird ein Rechner „eingeschaltet“ – dito die lebenswichtige Kaffeemaschine. Noch schalten wir ab, wenn wir dem täglichen Leben entrinnen wollen. Und natürlich regeln (noch) im Verborgenen Schalter die Geschicke unseres Lebens. So nimmt es nicht wunder, daß Schalter auf der Roten Liste stehen.
Zu beklagen ist der langsame Verlust, das Verschwinden der Schalter, die geradzu schleichende Umwandlung in Touchscreens, soft-pads und (vollelektronischen) Klickschalter (!) im internet. Da werden Formen und Geräusche imitiert um uns zu sugerieren, es wäre alles noch so wie früher! Suchen Sie doch mal einen Schalter im BMW Z3 und denken Sie dann an einen alten Morris Minor oder womit haben Sie im Käfer die Heizung im Sommmer ausgemacht?
Noch gibt es die Konferenz-Schaltung am Bundesliga-Sonnabend! Aber! Das Ende ist in Sicht: Jeden Tag Bundes- und Europaliga – schön verteilt. Wozu dann noch eine Konferenz?
Schaltpausen – zu Kulis „EWG“-Zeiten - einer der Höhepunkte der Fernsehkultur – weg.
Verkommen zu Werbeblocks und Sponsoren-Gedröhn. Umschalten? Von wegen. Der Mensch zappt.
Noch gibt es Bank-Schalter – und Überfälle auf sie. Aber wie lange noch? Die Menschheit steht Schlange am externen Geld-Terminal – da lohnen sich weder Schalter, noch Überfälle.
Und lesen Sie doch mal einen neuen Roman. In Herta Müllers Geschichten oder bei bei John Updike - garantiert Fehlanzeige.
„Ich mache in Schaltern“ – kennen Sie einen, der das so frei von sich behaupten kann?
Es mag ja Ausnahmen geben, wo gibt es die nicht, aber mit Schaltern will niemand, jedenfalls bewußt, nicht zu tun haben. Etwas ein- oder auzuschalten – das gibt nicht viel her. Oder es geht automatisch.